Der Südwesten 1945 unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg

Bei der Konferenz von Jalta im Februar 1945 hatten sich US-Amerikaner, Briten und Russen über eine Aufteilung des Deutschen Reiches nach dessen absehbarer Niederlage zunächst in drei Besatzungszonen verständigt. Es war vorgesehen, dass der Osten russische Besatzungszone wird, der Nordwesten Deutschlands unter britsche Besatzung fällt und der Südwesten amerikanische Zone wird. Die Franzosen waren bei dieser Verteilung zunächst noch nicht vorgesehen, bekamen aber später ebenfalls eine Zone zugewiesen, die von den Gebieten der Briten und Amerikaner abzutreten war. Als französische Truppen ab Januar 1945 ebenfalls über den Rhein nach Deutschland eindrangen, sollten sie vorrangig den Schwarzwald und die Bodenseeregion besetzen. Bei der Umsetzung gab es aber noch erheblichen Ärger, da sich die Franzosen nicht an Absprachen hielten und amerikanisch beanspruchte Regionen besetzten und dort bleiben wollten (z. B. Stuttgart oder Pforzheim). Schlußendlich hatten die Amerikaner die wirtschaftlich interessanteren und verkehrstechnisch besser erschlossenen Regionen Nordbaden und Nordwürttemberg (einschl. Stuttgart) in ihrer Besatzungszone und die Franzosen zogen sich auf Südbaden und Württemberg-Hohenzollern zurück. Damit waren für das Gebiet des späteren Baden-Württemberg zunächst zwei neue Herren zuständig, die teils sehr differierende Vorstellungen hatten und v. a. sehr unterschiedlich auf die Herausforderungen als Besatzungsmacht vorbereitet waren: während die Amerikaner bereits konkrete Pläne hatten und so ab August 1945 den Neuaufbau auch der Polizei regelten, waren die französischen Besatzer noch unverbereitet und primär mit der Versorgung der eigenen Truppen beschäftigt. Entsprechend unterschidelich entwickelten sich die Polizeien in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen.

Winston Churchill (Großbritannien), Franklin D. Roosevelt (USA) und Josef Stalin (Sowjetunion) auf der Krim. (© picture-alliance/dpa)
Winston Churchill (Großbritannien), Franklin D. Roosevelt (USA) und Josef Stalin (Sowjetunion) auf der Krim. (© picture-alliance/dpa)

Zum Ende des 2. Weltkrieges marschierten 1945 zunächst die Franzosen in Stuttgart ein, übergaben die Stadt aber aufgrund der alliierten Vereinbarungen den Amerikanern (siehe oben). Die US-Militärregierung in Stuttgart verfügte bereits am 7. Juli 1945 für ihre Zuständigkeitsbereiche Nordbaden und Nordwürttemberg, dass für diese Regionen eine gemeinsame Landespolizei geschaffen wird und die Polizei ab dem 1. August 1945 den Dienstbetrieb aufzunehmen habe. Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern wurden von der Militärregierung verpflichtet, eigene Kommunalpolizeien einzurichten, für Gemeinden unter 5.000 Bewohner war die Landespolizei zuständig. Kommunen zwischen 5.000 und 20.000 Einwohnern konnten wählen, ob die Landespolizei oder sie mit einem eigenen kommunalen Polizeivollzugsdienst die Sicherheitsaufgaben wahrnehmen. Zur Unterscheidung von der grünen Landespolizei wurde Blau für die kommunalen Polizeien festgelegt.

 

Das 1952 gebildete neue Bundesland Baden-Württemberg gestattete dann nur noch Städten mit mehr als 75.000 Einwohnern die Aufrechterhaltung eines eigenen kommunalen Polizeivollzugsdienstes. Von dieser Möglichkeit machten Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und anfänglich noch Pforzheim Gebrauch, dort bestanden die kommunalen Polizeien teils bis Anfang der 1970er. Das Privileg war allerdings mit der Auflage verbunden, für die Kosten der Polizei selbst aufzukommen, was im Laufe der Zeit eine immer größere Belastung für die Städte darstellte. So wurde schließlich auch die Stadtpolizei Stuttgart als letzte baden-württembergische Kommunalpolizei verstaatlicht, um ab 1973 in der Landespolizei aufzugehen. Am 15. Januar 1973 übergab der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Arnulf Klett die Polizei offiziell an den baden-württembergischen Innenminister Karl Schiess. Der Schritt von der Stadt zum Land ist damals manchem Polizeibeamten nicht leichtgefallen, trugen sie doch in den zurückliegenden Jahren mit Stolz ihre eigenen blauen Uniformen, die wir auf dieser Seite näher vorstellen.

 

(In den PHV-Vereinsmitteilungen Nr. 27/September 2018 findet sich eine eingehende Abhandlung über den Wandel der Stuttgarter Polizei zur Landespolizei Baden-Württemberg.)


Die Zeit unmittelbar nach dem Krieg (ab Mai 1945)

Unmittelbar nach dem Krieg herrschte überall Mangel, selbst an neuen Uniformen für die Polizei: so trugen die wenigen deutschen Polizisten während der kurzen französischen Besatzung noch die alten Wehrmachtsuniformen unter Entfernung der NS-Insignien auf oder zivil nur mit Armbinden (s. a. Vereinsmitteilungen Nr. 38/März 2022). Nach Übernahme der Stadt Stuttgart durch die US-Amerikaner, war der amerikanische Einfluss in der Anfangszeit nicht zu übersehen:  die Amerikaner verpassten den deutschen Ordnungshütern blaue Uniformen mit Dienstgrad am Ärmel und Brustabzeichen sowie achteckige Mütze  - New York ließ grüßen! Und auf dem Ärmelabzeichen stand sogar "POLICE", was erst später wieder durch "POLIZEI" ersetzt wurde.

© Stuttgarter Nachrichten
© Stuttgarter Nachrichten

Der US-amerikanische Einfluß in den ersten Nachkriegsjahren ist unübersehbar!

Zwei silberne Schwingen wiesen bei dieser frühen Stuttgarter Uniform den Polizeioberwachtmeister aus.
Zwei silberne Schwingen wiesen bei dieser frühen Stuttgarter Uniform den Polizeioberwachtmeister aus.

Typisch amerikanisch: die ersten Schirmmützen der Stuttgarter Polizei waren achteckig.

Verkehrspolizist (weiße Mütze) bei der Unfallaufnahme
Verkehrspolizist (weiße Mütze) bei der Unfallaufnahme

Wie bei US-Cops wurde das Brustschild zur Erkennungsmarke an der Uniform

(1945-1958).

In Ermangelung von Uniformen musste 1945 zivil mit Armbinden ausreichen.

Mützenabzeichen (1945-1958), das als Logo des Polizei-historischen Vereins wiederbelebt wurde.


Ärmelabzeichen grün 1945
Ärmelabzeichen grün 1945
Ärmelabzeichen silber 1946-1952
Ärmelabzeichen silber 1946-1952
Ärmelabzeichen gold 1946-1952
Ärmelabzeichen gold 1946-1952
Ärmelabzeichen silber 1952-1958
Ärmelabzeichen silber 1952-1958
Ärmelabzeichen gold 1952-1958
Ärmelabzeichen gold 1952-1958

Beamte des Stuttgarter Verkehrsunfallkommandos bei der akuraten Unfallaufnahme. Beim Polizisten rechts im Bild sieht man deutlich die beiden Schwingen unterhalb des ovalen Stuttgarter Wappens.